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Herdwick

Steckbrief

  • Herkunft: England (Lake District)
  • Gewicht: 60 kg (Aue), 80-85 kg (Widder)
  • Widerristhöhe: 70 cm (Aue), 75 cm (Widder)
  • Farbe: hellgrau
  • Eigenschaften: robust, genügsam, keine Herdentiere, standorttreu

Aussehen

Bei Herdwick-Schafen handelt es sich um kleine bis mittelgroße Schafe mit tiefem Rumpf. Die Behörnung der Böcker ist weiß/cremefarben, tief getragen, spiralförmig und sticht sofort ins Auge. Weibliche Herdwick-Schafe sind jedoch hornlos. Charakteristisch für die englische Rasse ist ihr Lächeln. Ihr Gesicht und ihre Ohren sind weiß, während ihre Beine die Farbe von Raureif haben und borstige Haare tragen. Die Tiere erfreuen sich dank ihres freundlichen Aussehens bei Züchter*innen großer Beliebtheit.

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Verhalten

Herdwick-Schafe sind, im Gegensatz zu vielen anderen Rassen, keine Herdentiere, sondern Individualisten, die als sehr genügsam und freundlich gelten. Zudem handelt es sich um eine der widerstandsfähigsten und robustesten britischen Schafrassen. Muttertiere überzeugen mit ausgezeichneten Muttereigenschaften.

Weitere Pluspunkte der Rasse sind ihre Langlebigkeit und Anspruchslosigkeit. Das Ablammergebnis beträgt 150%. Mutterschafe bringen demnach häufig mehrere Lämmer zur Welt und ziehen diese groß. Eine besondere Charaktereigenschaft ist ihr ausgesprochener Instinkt, auf jene Weideplätze zurückzukehren, auf denen sie aufgewachsen sind. Wie keine andere Schafrasse machen Herdwick-Schafe Schwachstellen in Umzäunungen aus und nutzen diese für ihren Weg “nach Hause”.

Lämmer

Herdwick-Lämmer werden in der Regel in den Monaten März und April mit dichtem, filzartigem und fast vollständig schwarzem Fell geboren. Allein um die Nase und Augenpartien oder zwischen den Ohren lassen sich bei den neugeborenen Tieren weiße oder gräuliche Stellen durchblicken. Bereits in den Herbstmonaten im ersten Jahr verfärbt sich der Körper braun und Beine und Kopf weiß. Im Laufe der Zeit verfärbt sich die Körperwolle in ein dunkles Grau. Die Verfärbung erkennt man vor allem bei der Schur im Frühjahr. Mit zunehmendem Alter färbt sich die Wolle heller. Ältere Herdwick-Schafe sind hellgrau, beige oder fast weiß.

Haltung und Platzbedarf

Herdwick-Schafe sind ausgesprochen genügsam und robust und leben daher das ganze Jahr über im Freien. Die Tiere eignen sich sehr gut zur Haltung auf höheren Gebieten. Sie sind ausgezeichnete Landschaftspfleger, da sie selbst mit schwierigen Wetterbedingungen sehr gut zurechtkommen können. Sogar in den Wintermonaten finden sie auf Weiden in Hügel- oder Bergregionen ausreichend Nahrung und fühlen sich auch auf sehr kargen Weiden wohl. Auch in den Wintermonaten ist eine Zufütterung in der Regel nicht notwendig.

Herdwick-Schafe sind sehr standorttreu und fühlen sich auch auf feuchten Standorten wohl. Dank ihrer Standorttreue sind niedrige Steinwälle in ihrem häufigsten Verbreitungsgebiet, dem Lake District, als Eingrenzung mehr als ausreichend. Für eine artgerechte Haltung sollte den Tieren außerdem genügend Schattenplätzchen, Bäume und Unterstände zum Schutz vor Wind und Regen bereitstehen.

Futter

Herdwick-Schafe ernähren sich das ganze Jahr über von Gras und Heu. Körner nehmen die Tiere in kleinen Mengen (z.b. zum Anlocken) zu sich. Auch wenn die Tiere auf Streuobstwiesen weiden, lassen sie das Obst oft außen vor.

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Alles rund um das lachende Schaf.

Wirtschaftlichkeit

Die Tiere liefern sehr zartes und außerordentlich schmackhaftes Fleisch, da sie das ganze Jahr über auf der Weide grasen und nur langsam an Gewicht zunehmen. Ihr langsames Wachstum resultiert jedoch in geringer Wirtschaftlichkeit. Insgesamt hält sich ihre Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu Wirtschaftsrassen stark in Grenzen. Da die Tiere zudem relativ klein sind und erst ab dem zweiten Lebensjahr gedeckt werden können, gelten sie als eher mäßig profitable Fleischlieferanten. 

Herdwick-Schafe können in der Regel pro Jahr nur einmal geschoren werden. Der Wollertrag beläuft sich auf ca 2,5 kg. Bei der Wolle handelt es sich um sehr grobe Fasern (36 Micron). Die Wolle kann man gut zu Teppichen verarbeiten. Heute spielt der Wollertrag aufgrund der niedrigen Wollpreise jedoch nur mehr eine untergeordnete Rolle. Herdwick-Schafe können sehr gut zur Landschaftspflege eingesetzt werden, da sie, wie bereit erwähnt, sehr gut mit schwierigen Wetterbedingungen zurechtkommen.

Herkunft

Die Ursprünge des Herdwick-Schafes führen nach Skandinavien. Heute ist das Hauptverbreitungsgebiet der Rasse im Lake District in Nordengland. Erstmals 1840 erwähnt, wurde die Rasse 1916 offiziell anerkannt.

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Heidschnucke

Heidschnucken gibt es in silber- bis dunkelgrauen oder weißen Farbschlägen.

Steckbrief

  • Herkunft: Norddeutschland
  • Gewicht Weiße Heidschnucke: 45 kg (w), 65-75 kg (m)
  • Gewicht Graue Heidschnucke: 50 kg (w), 70-90 kg (m)
  • Widerristhöhe Weiße Heidschnucke: 50 cm (w), 55-60 cm (m)
  • Widerristhöhe Graue Heidschnucke: 60 cm (w), 65-70 cm (m)
  • Brunstzyklus:  saisonal
  • Farbe: silber- bis dunkelgrau, reinweiß
  • Schur: 1 Mal/Jahr
  • Eigenschaften: Landschafrasse, genügsam, lebhaft, für extensive Haltung geeignet, Woll- und Fleischlieferant

Aussehen

Charakteristisch für graue gehörnte Heidschnucken ist das gräuliche und sehr lange Vlies. Kopf, Schwanz und Beine der Tiere, die als schwarze Lämmer geboren werden, sind ebenfalls schwarz. Im zweiten Lebensjahr färben sich die Lämmchen in die graue Farbe der ausgewachsenen Tiere. Sowohl Mutterschafe als auch Widder tragen Hörner. Diese sind bei Widdern mehrfach gedreht und schneckenförmig. Bei Mutterschafen sind die Hörner sichelförmig nach hinten gebogen. Heidschnucken sind kleine Schafe mit einem langen keilförmigen Kopf und gut gewölbten Brustkorb. Außerdem haben die genügsamen Schafe eine eindrucksvolle Rumpftiefe und ein feines Fundament. 

Sowohl Mutterschafe als auch Widder sind gehörnt.

Es gibt auch eine weiße, etwas kleinere Variante der Heidschnucke. Auch weiße Heidschnucken-Böcke haben imposante mehrfach gedrehte Hörner. Die Hörner der Muttertiere sind, wie bei den grauen Heidschnucken, nach hinten gebogen und sichelförmig. Die Weiße Hornlose Heidschnucke, auch Moorschnucke genannt, hat einen hornlosen Kopf. Die Klauen sind besonders widerstandsfähig.

Verhalten und Lämmer

Heidschnucken charakterisieren sich durch ihre extreme Widerstandsfähigkeit. Die Tiere gelten als sehr anspruchslos und eignen sich für Hütehaltung auf teilweise feuchten und kargen Böden. Weibliche Schafe besitzen außerdem ausgezeichnete Muttereigenschaften. Die Paarungszeit der Heidschnucken findet im November und Dezember statt. Nach einer Tragezeit von fünf Monaten kommt im Durchschnitt ein Lamm zur Welt. Zu Geburts- und Aufzuchtproblemen kann es bei der Fütterung von zu reichhaltigem Futter kommen.

Heidschnucken gelten als widerstandsfähige Rasse.

Haltung und Platzbedarf

Heidschnucken fühlen sich vor allem in Heide- und Moorlandschaften wohl und eignen sich dort perfekt zur Landschaftspflege. Ihr harten Klauen sind optimal an den Untergrund in Moorlandschaften angepasst. Die Tiere bevorzugen karge, zum Teil feuchte Böden und können gut in der Hütehaltung eingesetzt werden.

Futter

Die Rasse ernährt sich zum Großteil von Heidekraut, Birkenaufwuchs und Moorgräsern. Die Tiere können auch mit wenig nahrhafter Kost sehr gut zurechtkommen. Abgeerntete Kartoffel- und Rübenäcker können durchaus zur Nachweide genutzt werden. Die harten Klauen der Tiere können bei gehaltvollem Futter verweichen und anfälliger werden. Bei zu reichhaltigem Futter können außerdem vermehrt Probleme bei der Geburt und Aufzucht der Lämmer auftreten.

Lesetipp: Lüneburger Heide

Alles rund ums Wappentier der Lüneburger Heide.

Wirtschaftlichkeit

Heidschnucken werden, wie bereits erwähnt, vor allem zur Landschaftspflege eingesetzt. Ihr Fleisch gilt als feinfaserig und kennzeichnet sich durch einen ausgezeichneten Geschmack, der an Wild erinnert. Ihr grobes, mischwolliges Vlies kann sehr gut zur Herstellung von groben Geweben, wie Teppichen, verwendet werden.

Leider zählt die Heidschnucke heute zu den gefährdeten Tieren.

Herkunft und Gefährdung

Die Ursprünge der Heidschnucke gehen auf das im Süden beheimatete Mufflon zurück. Als “Heydeschnucken” waren bis zur Hälfte des 19. Jahrhunderts kleinere und robuste Freiweideschafe in Norddeutschland bekannt. Diese Tiere konnten grau, weiß, behornt oder unbehornt sein und hatten ein Gewicht von bis zu 30 kg. Seit den 1940er Jahren werden Weiße Gehörnte und Weiße Hornlose Heidschnucken als selbständige Rassen von Grauen gehörten Heidschnucken ab. Heute zählt vor allem die Weiße Gehörnte Heidschnucke zu den besonders gefährdeten Schafen.


Fotos freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Lüneburger Heide GmbH