Auswahl und Kauf

Wer die Entscheidung getroffen hat, selbst Schafe zu halten, sollte zuerst mit der Wahl der passenden Rasse beginnen. Vor der Anschaffung der Schafe sollten zukünftige Halter*innen vor allem überlegen, welche Anforderungen sie an die Tiere stellen. Die Tiere kann man auf Auktionen oder bei anderen Züchter*innen erwerben.

Die Anforderungen

Bei Schafen gibt es reine Fleischrassen, aber auch Rassen mit guter Woll- und Milchleistung. Viele Schafe werden außerdem zur Landschaftspflege eingesetzt. Bestimmte Rassen sind sehr fruchtbar und werden für die eigene Lammzucht genutzt. Zukünftige Schafhalter*innen sollten immer vorab überlegen, welche Rasse am besten zu den eigenen Ansprüchen passt. Anfänger*innen wählen tendenziell gerne robustere Landschafrassen.

Herdengröße

Da Schafe ausgesprochene Herdentiere sind, sollte eine Herde anfangs immer zumindest aus drei, besser jedoch aus fünf Tieren bestehen. Mehr als zehn Tiere sind für Anfänger*innen nicht empfehlenswert. Selbst wenn sich zur Anschaffung tendenziell jüngere Tiere anbieten, befindet sich idealerweise auch ein älteres Tier in der Schafgruppe. Es findet sich leichter in neuen Umgebungen zurecht und leitet die jüngeren Schafe an. Vor der Anschaffung muss außerdem sichergestellt werden, dass für die Anzahl der Tiere genügend Weidefläche zur Verfügung steht. Die zukünftigen Halter*innen müssen die geographischen Gegebenheiten und die Ansprüche der Rasse abstimmen.

Kaufzeitpunkt und Altersbestimmung

Ab etwa vier Monaten können Lämmer von ihren Müttern getrennt werden. Da die meisten Schafe im Frühling lammen, erwerben Züchter*innen gesunde Lämmchen hauptsächlich in späten Sommer- bzw. frühen Herbstmonaten. Bei Jungtiern asaisonaler Rassen spielt der Zeitpunkt der Anschaffung keine Rolle.

Lammen
Unter Lammen versteht man in der Schafzucht das Gebären eines Lammes. Die meisten Schafrassen können nicht das ganze Jahr über trächtig werden und gebären. Die Hauptlammzeit findet häufig in den Wintermonaten statt.

Das Alter von Schafen stellt man relativ einfach an den Zähnen fests, da Schafe nur Zähne im Unterkiefer besitzen. Nach dem ersten Lebensmonat eines Lammes sieht man bereits alle acht Milchschneidezähne. Die Entwicklung dieser Milchzähne dauert acht weitere Monate.

• Nach dem ersten Lebensjahr zeigen sich  an den Zähnen bereits die ersten Abnutzungen. Ab diesem Zeitpunkt werden die Milchzähne von innen nach außen von den breiteren Schneidezähnen abgelöst. Der Zahnwechsel ist einerseits vom Geschlecht der Tiere abhängig (männliche Schafe wechseln ein bis zwei Monate früher als weibliche), andererseits aber auch von der Rasse.
• Im Durchschnitt sind nach etwa eineinhalb Jahren die beiden innersten Milchschneidezähne von den bleibenden Schneidezähnen ersetzt worden.
• Mit zwei Jahren sind die vier mittleren Zähne ausgewechselt.
• Mit drei Jahren sind sechs Milchzähne ausgewechselt worden.
• Ist ein Schaf älter als drei Jahre, sind vermutlich alle acht Zähne bleibende Schneidezähne. Ab diesem Moment kann man das Alter nur mehr anhand der Abnutzung der Zähne schätzen.

Abnutzungen an den Zähnen
Abnutzungen an den Zähnen ab dem ersten Lebensjahr sind durchaus normal, da die Zähne im ständigen Gebrauch sind.

Für gute Beratung zum Schafkauf sollten sich unerfahrene Käufer*innen an den Schafzuchtverband im eigenen Bundesland wenden. Bereits erfahrene Schafhalter*innen teilen ihr Wissen meist gerne mit Anfänger*innen. Der Schafkauf ist prinzipiell Vertrauenssache. Beratung durch erfahrene Schafhalter*innen hilft, „Fehlkäufe“ zu vermeiden.

Alle Voraussetzungen für die Schafhaltung sind erfüllt, alle rechtlichen Fragen geklärt und die Vorfreude ist groß. Jetzt steht dem Einzug der neuen wolligen Freunde nichts mehr im Wege. Eine neue Frage tut sich nun auf: Woher denn überhaupt Schafe bekommen? Und nach welchen Kriterien sollen die Tiere überhaupt ausgesucht werden? Wer jedoch einige Punkte und Tipps beachtet, wird beim Kauf sicherlich die richtige Wahl treffen.

Wer bietet Schafe zum Kauf an?

Selbstverständlich finden sich im Internet auf diversen Plattformen zahlreiche Kleinanzeigen, über die Schafe zu erwerben sind. Hier ist auf alle Fälle Vorsicht geboten. Neben seriösen Anzeigen tauchen auch unprofessionelle Angebote im Internet auf. Angehende Halter*innen sollten sich daher genauestens informieren, nachfragen und keinesfalls Tiere bestellen, ohne diese selbst in Augenschein genommen zu haben. Wer Glück hat, kann auch über Internetanzeigen gesunde und passende Tiere finden. Vielleicht lässt sich sogar Kontakt zu erfahrenen Züchter*innen knüpfen, die auch weiter beratend zur Seite stehen.

Zuverlässiger ist aber sicherlich der Weg über Schafzuchtverbände oder andere Vereinigungen. Dort finden Anfänger*innen kompetente Beratung und gelangen leicht an die Kontaktdaten bestimmter Züchter*innen. Die Wahrscheinlichkeit, gesunde und muntere Tiere zu erwerben, ist hier wesentlich höher als im Internet. Viele erfahrene Züchter*innen unterstützen zudem mit Freude angehende Halter*innen. So stehen sie für Rückfragen zur Verfügung. Auch bei der ein oder anderen anfänglichen Unsicherheit helfen sie gerne weiter. Natürlich kann dafür auch der Preis der Tiere etwas höher ausfallen. Zu bedenken sind auch die rechtlichen Vorgaben, die Schafhalter*innen erfüllen müssen. Professionelle Züchter*innen beraten sicherlich auch bezüglich Versicherung und Meldepflicht. Zudem erhalten Sie entsprechende Nachweise und Dokumente, die notwendig sein können.

Wie wähle ich die Schafe aus?

Da Schafe sehr soziale Tiere sind und in Herden zusammenleben, sollten mindestens drei oder besser mehr Schafe angeschafft werden. Auswählen sollten angehende Halter*innen möglichst junge Tiere. Nach etwa vier Monaten sind die meisten Lämmer bereit, um von ihren Müttern getrennt zu werden, und in ein neues Zuhause umzuziehen. Allerdings kann den Jungtieren der Umzug leichter fallen, wenn auch ein etwas älteres Schaf dabei ist. So bietet es sich an, zusätzlich zu den Lämmern auch ein einige Jahre altes weibliches Tier zu erwerben. Bei saisonalen Schafrassen werden die meisten Jungtiere im Frühjahr geboren. Der ideale Zeitpunkt für die Anschaffung der Tiere liegt daher in den Sommer- oder frühen Herbstmonaten. Dann sind die Lämmer alt genug für den Umzug. Bei asaisonalen Rassen besteht die Chance, auch zu einem anderen Zeitpunkt Lämmer zu bekommen.

Halter*innen sollten sich vor dem Kauf stets selbst von dem Gesundheitszustand der Tiere überzeugen. Beobachten Sie die Tiere also eine Weile und vergewissern Sie sich, dass es sich um fitte Schafe handelt. Verklärte Augen, fehlende Bewegungsfreudigkeit sowie Verschmutzungen, etwa Kotspuren rund um den Schwanz, sind Anzeichen für Krankheiten. Zudem sollten die Tiere aufgeweckt und vital sein und sich viel bewegen. Hilfreich ist es sicherlich, sich als Anfänger*in von erfahrenen Schafhalter*innen zum Kauf begleiten zu lassen.

Was gibt es bei Transport und Umzug zu beachten?

Haben Sie sich für Ihre neuen Schützlinge entschieden, müssen Sie sie in ihr vorbereitetes Zuhause bringen. Informieren Sie sich rechtzeitig über rechtliche Vorgaben zum Transport von Nutztieren. Ein Viehanhänger kann gemietet werden, wobei Sie sich vergewissern sollten, dass den Tieren darin der vorgeschriebene Platz zur Verfügung steht. Zudem ist für den Transport der Schafe ab einer gewissen Strecke eine Viehtransportgenehmigung einzuholen. Diese erhalten Sie beim zuständigen Veterinäramt! Fragen Sie eventuell auch bei den gewählten Züchter*innen nach. Möglicherweise bieten diese selbst einen Transport an oder beraten Sie bezüglich geeigneter Fahrzeuge und geltender Vorschriften.

Es empfiehlt sich, die neuen Mitbewohner möglichst am Morgen abzuholen. Dann bleibt den Tieren den Tag über Zeit, sich in ihrem neuen Heim einzugewöhnen. Am besten sollten die Schafe direkt aus dem Transporter auf die Weide gelassen werden. Nach der aufregenden Fahrt werden sie sich vielleicht nur langsam heraustrauen. Lassen Sie Ihren neuen Schützlingen ausreichend Zeit! Nach und nach werden sich die Lämmer aus dem Anhänger trauen. Dann erfolgt ein erstes Erkunden der ungewohnten Umgebung. Halter*innen sollten ihre Schafe dabei zunächst ungestört lassen und die Weide in den ersten Stunden nicht betreten.

Da die Tiere nun eine neue „Herde“ bilden müssen, muss die Rangordnung geklärt werden. Dabei treten oft kleinere Streitereien auf, die aber bald nachlassen werden, sobald die Hierarchien feststehen. Haben sich die Schafe eingewöhnt, können die Besitzer*innen ihre Tiere besuchen. Spätestens am Tag nach der Ankunft sind die wolligen Mitbewohner meist gerne bereit, sich langsam an die noch unbekannten Menschen heranzuwagen. Locken Sie die Schafe mit einigen Leckerbissen an und beginnen Sie, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen.