Fortpflanzung

Der Deckakt

Beim Deckakt folgt der Schafbock den brünstigen Schafen, riecht immer wieder an ihrer Scham und kostet ihren Urin. Im weiblichen Urin befinden sich bestimmte Geruchsstoffe, an denen die Böcke brünstige Weibchen ausfindig machen. Wenn sich also ein Bock einem Schaf nähert, uriniert dieses automatisch. Bei der Geruchskontrolle zieht der Bock mit hochgezogener Oberlippe den Urin durch die Nase. Diese Überprüfung des Zykluszustandes des Schafes bezeichnet man als “Flehmen”. Steht ein Schaf kurz vor dem Eisprung, wird es auf Schritt und Tritt vom Bock verfolgt und immer wieder gestoßen und berochen. Nach einiger Zeit wird das Schaf stehen bleiben und den Deckakt zulassen. Der Deckakt an sich dauert nur wenige Sekunden und endet mit einem kraftvollen letzten Stoß des Bockes. Während dem “Nachstoß” klammert sich der Bock mit den Vordergliedmaßen an das Schaf.

Eine Herde Schafe, die vom Bock gedeckt und durch das Bockgeschirr markiert wurden auf der Wiese.
Um nicht die Übersicht über gedeckte Tiere zu verlieren, können Viehzeichenstifte oder ein Bockgeschirr eingesetzt werden.

Bereits am nächsten Tag hat der Bock das Interesse am gedeckten Schaf verloren. Pro Tag können gut konditionierte Böcke durchaus 20 bis 40 Schafe decken. Es handelt sich jedoch um eine äußerst kräftezehrende Zeit für die männlichen Tiere. Möchte man dem Bock seine Arbeit etwas erleichtern, sollte man lange, verschmutze und mit Kot behangene Wolle um die Scheide der Tiere scheren. Böcke decken die Schafe während der 30 bis 36-stündigen Brunst mehrmals. So verläuft der Deckakt meist erfolgreich. Wer nicht die Übersicht über bereits gedeckte Schafe verlieren möchte, kann dem Bock ein Bockgeschirr anziehen. Auf die Brust des Bockes wird ein farbiger Wachsblock geschnallt, der nach dem Deckackt eine klare Spur hinterlässt. Alternativ kann die Brust des Tieres mit einem Viehzeichenstift farbig bemalt werden.

Die Befruchtung

Schafe zählen zu den Scheidenbesamern. Das bedeutet, dass der Bock die Samenflüssigkeit in der Scheide des Schafes deponiert. Die Samenflüssigkeit wandert anschließend in den Eileiter zum befruchteten Ei aus einem der beiden Eierstöcke. Danach nistet sich das befruchtete Ei in die vorbereitete und stark durchblutete Gebärmutter ein. Im ersten Monat nach der Befruchtung sind die Embryonen noch äußerst empfindlich. Stressfaktoren wir heftig treibende Hunde oder rascher Futterwechsel können unter anderem zu einer Abstoßung führen.

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Die Trächtigkeit

Schafe sind im Durchschnitt 150 Tage trächtig, wobei eine Abweichung von +/- 5 Tagen durchaus normal ist. Bei weiblichen Lämmern oder Zwillingsgeburten ist die Tragezeit erfahrungsgemäß kürzer, bei männlichen Lämmern ein wenig länger. Erstgebärende und bereits ältere Schafe bringen häufig Einlinge zur Welt. Insgesamt sind Zwillingsgeburten sehr häufig, Drillinge seltener aber durchaus normal. Vier oder mehr Schafe kommen äußerst selten vor. Sie benötigen auf jeden Fall menschliche Unterstützung, da das Schaf mit zwei Zitzen perfekt auf die Aufzucht von Zwillingen ausgerichtet ist. Bringt ein Schaf nur ein Lamm auf die Welt, muss regelmäßig überprüft werden, ob das Lamm das Euter gleichmäßig leer trinkt. 

Zwillingsgeburten sind bei Schafen nichts außergewöhnliches.

Die ersten drei Monate der Trächtigkeit vergehen ohne äußerlich erkennbare Zeichen. Erst ab dem vierten Monat werden eine zunehmende Euterentwicklung und ein wachsender Bauch, vor allem im hinteren Bereich, erkennbar. Im vierten und fünften Monat werden 80% des Fötus gebildet. Eine ausgewogene Fütterung ist daher vor allem in dieser Zeit unerlässlich. Die Tiere haben zudem aufgrund ihres größeren Körpervolumens einen erhöhten Platzbedarf. Den größten Teil im Bauchraum des Schafes nehmen die Früchte des Tieres ein. Der Pansen hat daher ein geringeres Fassungsvolumen. Gut verdauliches hochwertiges Futter sind für Mutter und Junges lebenswichtig! Die Schafe werden zudem insgesamt ruhiger und unbeweglicher. Oft findet man sie schwer atmend im Stall oder auf der Weide liegen. Die Tiere benötigen nun Ruhe, frische Luft und eine stressfreie Atmosphäre.