Der Bock

Die Anschaffung

Der Zuchtbock ist ein äußerst wichtiges Mitglied der Schafherde, da seine Nachkommen deutlich mehr seiner Gene als die des Mutterschafes erhalten. Der Bock darf daher keinerlei Zuchtfehler aufweisen und muss besonders kritisch geprüft werden. Wichtig für die Zucht ist beispielsweise die Hodengröße. Schafsböcke haben von allen Tieren die im Verhältnis zur Körpergröße größten Hoden. Doch auch seinen restlichen Körper muss man genau prüfen: Wichtig sind unter anderem ein gerader Rücken, gerade und starke Beine, die Körpergröße und eine gute Bemuskelung. Für die Nachzucht ist wichtig, dass der Bock den Zucht- und Leistungskriterien seiner Rasse entspricht. Neben äußeren Merkmalen ist auch der Charakter des Tieres für die Weiterzucht ausschlaggebend. Böcke können entweder auf Bock-Auktionen oder direkt bei Züchter*innen erworben werden. Beim Kauf sollten Züchter*innen ein Tier wählen, dass etwaige Defizite der Schafe ausgleichen kann. 

Ein Bock in Island vor ein den Bergen.
Die Gene eines Bockes sind für die Nachzucht besonders wichtig.

Das Verhalten

Züchter*innen sollten dem Bock immer den nötigen Respekt entgegenbringen und reichlich Abstand einhalten. Böcke können ihre Halter*innen durchaus als Konkurrent*innen sehen und zur Gefahr werden. Körperkontakt und Streicheleinheiten mit dem Tier sollten vermieden werden. Böcke dürfen nicht zu zahm werden, sondern sollten eine gewisse Scheu beibehalten. Von Leckereien aus der Hand sollten Züchter*innen absehen.

„Böse“ Böcke

Leider kann es ab und an vorkommen, dass Böcke zu aggressivem Verhalten neigen. Vor allem Böcke, die als Lämmer von Menschen mit der Flasche aufgezogen werden, sehen in Menschen gerne Konkurrenz und können nicht mehr zwischen Spiel und Ernsthaftigkeit unterscheiden. Wird ein neuer Bock aus einer fremden Herde zugekauft, ist er anfangs sehr scheu und abweisend. Halter*innen müssen das Tier gut beobachten. Böcke sollten außerdem ein Kopfhalfter tragen. So kann man die Tiere schneller fixieren.

Die Rangordnung innerhalb der Herde wird durch Kämpfe klargestellt.

Das Zusammenleben 

Böcke sollten die meiste Zeit des Jahres unter sich bleiben und nur gewisse Zeit mit den weiblichen Schafen verbringen. Alleine sollte man Böcke jedoch nie halten: Entweder man hält eine ganze Bockgruppe oder zwei Böcke, die außerhalb der Paarungszeit zusammenleben. Dies entspricht durchaus den natürlichen Instinkten der Tiere: Auch ihre Vorfahren verbrachten die Monate außerhalb der Paarungszeiten in separaten Gruppen. Die weiblichen Schafe und ihre Lämmer bildeten eigene Gruppen. Mit der Trennung der beiden Geschlechter können sich Mutterschafe auf ihre Lämmer konzentrieren und die Böcke ihre Kräfte an Gleichstarken messen. Außerdem können Züchter*innen durch die getrennte Haltung den Deckzeitpunkt besser steuern. Vor allem bei asaionsalen Schafen kann dies sehr hilfreich sein. Wer selbst keinen Bock kaufen will, kann sich in der Paarungszeit einen Bock für die Deckung “ausleihen”.

Außerhalb der Paarungszeit bleiben Böcke unter sich.

Vor der Paarungszeit muss der Bock gut gefüttert werden, ohne jedoch dabei zu verfetten. Denn während der Deckungszeit kann es durchaus vorkommen, dass der Bock – sollte er viele Schafe decken müssen –  nicht ausreichend Zeit zur Nahrungsaufnahme finden wird und in Folge abgemagert. Vor der Paarungszeit sollte er daher eine gute körperliche Konstitution aufbauen. Für eine hohe Befruchtungsrate muss sich der Bock wohlfühlen: Es können ihm die Klauen geschnitten und kurz vor der Deckung eine Wurmkur angewandt werden.

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