Sinnesleistungen

Ob Riechen, Hören oder Sehen – Schafe verfügen über ausgeprägte Sinnesorgane und zeigen überraschende Sinnesleistungen. Die Sinne der Schafe im Überblick:

Sehen

Die Augen der Schafe sind seitlich am Kopf zu finden, so dass ein Rundum-Blick von etwa 290° gegeben ist. Dies ist für die Fluchttiere wichtig, um frühzeitig eventuelle Gefahren und Feinde wahrnehmen zu können. Zudem können Schafe sowohl nahe als auch weiter entfernte Bewegungen gleichermaßen scharf sehen. Besonders bei Dunkelheit lässt der Sehsinn der Schafe allerdings nach. Wir Menschen können also in der Nacht besser und schärfer sehen als die wolligen Tiere.

Interessant ist, dass Schafe die optische Erscheinung ihrer Kollegen in der Herde abspeichern. Folglich erkennen sie bestimmte Tiere nicht nur am Geruch, sondern auch am spezifischen Aussehen. Das zeigt sich auch dann, wenn nach der Schur erst einmal Verwirrung auftritt und sich die Tiere an die neue Frisur ihrer Herdenmitglieder gewöhnen müssen. An den Augen lässt sich auch das Befinden der Schafe ablesen: Sind die Tiere ängstlich oder verschreckt, weiten sich die Pupillen und der weiße Teil des Auges wird sichtbar.

Riechen

Nicht nur beim Sehen sind besondere Sinnesleistungen zu erkennen: Auch der Geruchssinn ist bei Schafen gut ausgeprägt und spielt eine zentrale Rolle. Am Geruch werden nicht nur Feinde und Gefahren rasch gewittert. Auch Sozialisation und Zusammenleben innerhalb der Herde sind von Gerüchen bestimmt. Anhand von Ausscheidungen und Sekreten wie Kot, Speichel, Harn oder Drüsenflüssigkeiten gewinnen die Schafe nämlich Informationen über ihre Artgenossen: So erkennen Böcke etwa paarungsbereite Weibchen am Geruch. Und Mutterschafe identifizieren ihre eigenen Lämmer durch Schnuppern. Erst, wenn durch den Geruch der richtige Nachwuchs bestimmt wurde, lässt die Mutter die Kleinen trinken.

Die Tiere scheinen sich also die Gerüche ihrer Herdengenossen einzuprägen und sie daran unterscheiden zu können. Unsicherheiten bestehen auch hier nach dem Scheren, wenn noch ungewohnte Gerüche an den Schafen haften. Es dauert dann meist eine Weile, bis sich die Tiere trotzdem gegenseitig erkennen.

Von zentraler Bedeutung ist der Geruchssinn selbstverständlich auch für die Nahrungssuche: Da Schafe sensibel auf Gerüche reagieren, müssen auch Futter und Wasser stets frisch und lecker riechen, um von den Tieren aufgenommen zu werden. Halter*innen sollten daher besonders in der warmen Jahreszeit häufig das Wasser wechseln und besonders auf die Frische des Futters achten. Auch an Nase und Atmung lassen sich Rückschlüsse auf den Zustand der Schafe ziehen: Normalerweise atmen die Tiere gleichmäßig und leise. Ein heftigeres und unruhiges Atmen kann ein Hinweis darauf sein, dass die Schafe Angst empfinden oder dass ihnen zu heiß ist.

Hören

Auch hören können Schafe ausgezeichnet. Sie verfügen über einen sehr sensiblen Gehörsinn, der sie Geräusche eines weiten Frequenzspektrums wahrnehmen lässt. Die geselligen Tiere verständigen sich untereinander über zahlreiche verschiedene Laute. So ist ein gut ausgeprägter Hörsinn für die Kommunikation innerhalb der Herde besonders wichtig. Doch auch für das frühzeitige Erkennen von Gefahren benötigen die Schafe diese Sinnesleistungen. Auch leise Laute werden also rasch wahrgenommen, weshalb Schafe kommende Personen schnell bemerken. Die Ohren der Schafe sind sehr beweglich und werden der Richtung des Reizes entsprechend ausgerichtet. Dabei können die Tiere das linke und rechte Ohr unabhängig voneinander in eine andere Stellung bringen. Gestresste oder panische Schafe sind an besonders schnellen Ohrenbewegungen zu erkennen. Sie versuchen so, möglichst rasch Klarheit über die Umweltreize zu erhalten. Ist ein Schaf entspannt, lässt es die Ohren dagegen hinunterhängen.

Schafe zeigen außergewöhnliche Sinnesleistungen

Schmecken

Das Maul und die empfindlichen Lippen der Schafe erfüllen ebenfalls wichtige Aufgaben. So ertasten die Tiere mit der Maulspalte die Nahrung und selektieren gewisse Futterbestandteile. Die grobe oder feine Beschaffenheit von Pflanzen etwa erkennen die Schafe ebenfalls mithilfe ihrer Lippen. Doch auch die Geschmacksdifferenzierung erfolgt im Maul. Der Geschmackssinn der Schafe ist wie alle anderen Sinne recht gut ausgeprägt: Bitter, sauer, salzig und süß können sie unterscheiden. Am Maul ist zudem das Wohlbefinden des Schafes ablesbar: Bei entspannten Tieren ist eine leicht geöffnete, aber jedenfalls lockere Maulspalte zu erkennen. Empfinden die Schafe allerdings Stress, Angst oder sogar Schmerzen, ist die Maulspalte zusammengepresst und angespannt. Häufig tritt zudem ein Zähneknirschen auf.