Melken von Schafen

Geschichte

Das Hausschaf (Ovis orientalis aries) wurde vor etwa 10.000 Jahren domestiziert und zählt somit zu den ältesten Haustieren des Menschen. Auch die Milch der Tiere wird seit Jahrtausenden gewonnen und wurde schon vor der Kuhmilch vom Menschen genutzt. Schafmilch ist nicht nur besonders schmackhaft, sondern zählt auch zu den allergieärmsten Lebensmitteln. 

Ein braunes Lamm trinkt am Euter des Mutterschafes.
Schafmilch schmeckt nicht nur den Lämmern gut.

Grundsätzliches

Prinzipiell können alle Schafe gemolken werden, doch nicht alle Schafe geben gleich viel Milch. Deutsche und französische Milchschafe bieten sich besonders für die Milchproduktion an, da die Rassen auf eine hohe Milchleistung hin selektiert worden sind. Die Haltung von Milchschafen ist sicherlich die zeitintensivste Form der Schafhaltung, da man tägliches Melken im persönlichen Zeitplan einkalkulieren muss. 

Die Tiere sollten mindestens ein Mal, besser aber zwei Mal pro Tag gemolken werden. Dies geschieht am besten einmal morgens und einmal abends und dies auch zu festen Zeiten. Halter*innen, die nur wenige Tiere melken müssen, können dies durchaus per Hand erledigen. Ist die Herde zahlreicher, ist eine Melkmaschine unabkömmlich. Milchschafe sind tendenziell sehr umgängliche und zahme Schafe. Das Melken sollte daher keine besondere Herausforderung darstellen. Beachten sollte man jedoch einen routinierten Ablauf in ruhiger Atmosphäre. 

Die Tiere werden sowohl beim händischen Melken als auch beim Einsatz einer Melkmaschine in einem “Melkstand” fixiert. Am besten lockt man die Tiere mit Futter, das sich in einem Fressgitter befindet.

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Vorbereitung

Der Vorteil von Milchschafen ist, dass sie meist besonders zutraulich und ruhig sind. Dies erleichtert das Melken erheblich, da sich die Tiere schnell an den Vorgang und auch den Zeitpunkt gewöhnen. Trotzdem ist beim Melken viel Konzentration und Ruhe geboten: Halter*innen sollten für eine ruhige Umgebung sorgen und hektische Bewegungen vermeiden. Geeignet ist die Einrichtung eines sogenannten „Melkstandes“. Die Schafe werden sich an diesen bestimmten Platz gewöhnen und können zusätzlich beschäftigt werden, indem ihnen Futter zur Verfügung gestellt wird. Für Hobbyhalter*innen reicht meist ein kleiner erhöhter Platz aus, an dem das Schaf stehen kann. Daneben kann gut ein Hocker platziert werden, sodass sich die melkende Person nicht hinunterbeugen muss.

Wichtig ist beim Melken neben einer ruhigen Umgebung stets das Achten auf Hygiene. Der Ort, an dem gemolken wird, muss daher immer sauber sein. Wird mit der Hand gemolken, müssen diese vorher ausreichend gewaschen werden. Nachher sollte der Euter vorsichtig mit warmem Wasser gereinigt werden. Geeignet ist dafür ein einfaches Papiertuch, mit dem der Euter im Anschluss auch sanft abgetrocknet wird. Danach kann die melkende Person leicht über den Euter streicheln oder diesen leicht anstupsen. Dies wird als „Anrüsten“ bezeichnet und ahmt die Bewegungen des Lamms nach. Auf diese Weise wird die Milch angeregt und fließt in die Zitzen.

Handmelken

Das Melken per Hand fällt fast allen Anfänger*innen zunächst schwer. Zu Beginn kann es locker 10 Minuten dauern, bis eine Zitze gemolken ist. Aber keine Sorge: Übung macht den Meister. Sowohl das Schaf als auch der/die Halter*in werden sich an die Situation gewöhnen und mit der Zeit wird das Melken sehr schnell und unkompliziert funktionieren. Selbstverständlich hängt es auch von dem jeweiligen Tier und der Größe der Zitzen ab, wie gut das Melken gelingt: Bei großen Zitzen schießt die Milch oft fast wie von selbst hervor. Bei kleinen Zitzen dagegen ist oft viel Konzentration und Übung gefragt.

Als besonders geeignet gilt die Methode des Faustens. Dabei wird eine Zitze vorsichtig mit der gesamten Faust umfasst. Dann werden nacheinander, beginnend mit Daumen und Zeigefinger, die Finger geschlossen. Dabei wird sanft gedrückt, bis die Milch aus der Zitze gedrückt wird. Wichtig ist, dass die melkende Person nicht zu fest drückt und nicht an den Zitzen zieht. Stattdessen wird sie eher leicht nach oben geschoben. So beginnt die Milch bald herauszuspritzen.

Die ersten Spritzer können Keime und Schmutz enthalten. Daher sollten diese stets in einem extra Gefäß aufgefangen und anschließend entfernt werden. Geeignet für die gemolkene Milch ist vor allem ein gut gewaschener Metall- oder Plastikkübel. Melken sollten Halter*innen so lange, bis keine Milch mehr in die Zitzen kommt. Dies beugt Euterentzündungen vor.

Handmelken bewährt sich für Halter*innen, die nur wenige Tiere halten und die Schafmilch vor allem für den eigenen Verbrauch verwenden. Ruhige, bedachte Handgriffe geben den Tieren ein Gefühl der Sicherheit. Der Euter wird durch sanftes Streicheln oder die behutsame Reinigung mit einem Tuch und lauwarmen Wasser zur Milchabgabe angeregt. Im besten Fall ist der Melkstand etwas erhöht, damit die melkende Person neben dem Tier sitzen kann und sich nicht ständig bücken muss. 

Anleitung

  1. Die Zitze des Euters wird in die halbgeschlossene Faust genommen.
  2. Danach wird begonnen, vom Zeigefinger bis zum kleinen Finger, nach und nach die Milch aus dem Euter zu pressen. Dies passiert durch das Schließen der Finger.
  3. Nach dem Melken kann ein kleiner Stupser an das Euter, wie Lämmer es machen, um noch mehr Milch zu bekommen, den letzten Milchrest entfernen. Dies beugt schmerzhafte Entzündungen im Euter vor.

Achtung: Das Schafeuter ist äußerst empfindlich und bedarf großer Sorgfalt!

Beim Handmelken bewährt sich das „Fausten“.

Melken mit der Melkmaschine

Eine Alternative zum Melken mit der Hand stellt der Einsatz einer Melkmaschine dar. Für Hobbyhalter*innen sind mobile und recht kleine Melkmaschinen im Handel zu erwerben. Einige sind recht kostengünstig zu bekommen, allerdings zahlt es sich aus, auf gute Qualität zu achten. Schließlich soll das Melken für das Schaf nicht unangenehm und das Gerät lange im Einsatz sein.

In der Regel besteht eine Kleinmelkmaschine aus mehreren Melkbechern. Diese werden vorsichtig an die Zitzen gesetzt. Durch leichte pulsierende Bewegungen findet dann eine Stimulation statt und die Milch fließt in einen Behälter. Werden die richtigen Einstellungen vorgenommen, funktioniert der Vorgang problemlos und ist für das Schaf nicht unangenehm.

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Nach dem Melken

Die frische Milch befindet sich nun in einem sauberen Gefäß. Jetzt sollte eine möglichst schnelle Weiterverarbeitung erfolgen. Beispielsweise könnte mit der Herstellung von Käse begonnen werden. In einigen Fällen wird es nicht möglich sein, die Milch gleich zu verarbeiten. Dann kann sie auch in einem dunklen und kühlen Raum oder besser im Kühlschrank gelagert werden.

Das Melken und damit die Gewinnung von Milch ist sicherlich eine zeitaufwendige, aber schöne Erfahrung. Wer sich ausreichend Zeit dafür nimmt und die gegebenen Hinweise beachtet, kann das Melken gut umsetzen. Auch die Herstellung von Käse und anderen Produkten ist eine schöne Tätigkeit. Außerdem können derartige Lebensmittel auch verkauft werden und durchaus Einnahmen bringen.