Die Schafweide

Heutzutage nutzen Halter*innen immer mehr schwer zu bewirtschaftende landwirtschaftliche Fläche zur Schafhaltung. Ohne Schafbeweidung würden große Flächen rasch verbuschen und verwalden. Denn Schafe lassen sich von steilen und steinigen Flächen nicht abhalten und bieten eine umweltfreundliche Alternative zu mechanischen Pflegeverfahren.

Schafe erhöhen die Biodiversität:

Der Einsatz von Schafen zur Landschaftspflege erhöht die Biodiversität. Denn weidende Tiere grasen schnellwachsende, hochwüchsige Pflanzen ab und geben niedrigere Pflanzen dadurch mehr Licht und Raum zum Wachsen. Da Schafe im Vergleich zu anderen Nutztieren außerdem relativ leicht sind, belasten ihre Hufe den Boden deutlich weniger und die Vegetation wird besser geschont.

Die Schafweide ist ein zentraler Punkt in der Schafhaltung. Wichtig ist, dass die Fläche groß genug für die Anzahl der Tiere ist. Als Faustregel sollte man für zehn Mutterschafe eine Fläche von etwa einem Hektar einkalkulieren. Hier können neben den Schafen natürlich auch noch andere kleinere Tiere wie Hühner gehalten werden. Neben der Größe spielt jedoch auch die Beschaffenheit der Weide eine wichtige Rolle.

Eine grasende Schafherde auf der Weide.
Schafe lieben das frische Gras im Frühjahr.

Weidesysteme

Standweide

Im Laufe der Jahre haben sich unterschiedliche Systeme zur Beweidung entwickelt. Bei der Standweide halten Züchter*innen die Schafe auf einer einzigen Koppel. Die Einzäunung ist fest und relativ unkompliziert. Insgesamt zeichnet sich die Standweide durch einen geringeren Arbeitsaufwand aus. Um Futterüberschuss im Juni, der Hauptwachstumszeit, zu verringern, können die Tiere beim frühzeitigen Weideaustrieb schnell austreibende Obergräser reduzieren. Ohne Mähen bleibt viel Gras überständig und wird alt. Ein weiterer Nachteil der Standweide ist die Verwurmung. Halter*innen sollten daher dem Parasitendruck durch regelmäßige Anwendung von Wurmmitteln vermindern.

Bei Standweiden setzten die Tiere überall Kot ab. Dadurch bilden sich sogenannte Geilstellen. Diese Stellen werden von den Schafen bei der Futtersuche nicht verwendet. Gibt es einen passenden Weideunterstand, setzten die Tiere in Ruhezeiten Kot und Urin dort ab. Ein Unterstand schont daher die Weidefläche und vermindert Geilstellen.

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Umtriebsweide

Bei der Umtriebsweide werden unterschiedliche Koppeln und Parzellen eingesetzt. Die Schafe beweiden diese in einer bestimmten Abfolge. Um die Beweidung möglichst kurz zu halten und der Grasnarbe eine lange Erholungspause zu bieten, benötigt man etwa acht Koppeln. Alle drei Tage wechseln die Tiere die Koppel. Nach 24 Tagen können die Schafe eine Koppel erneut beweiden. Umtriebsweiden reduzieren die Gefahr für Neuinfektionen mit Endoparasiten. 

Die meisten Schafrassen sind absolute Herdentiere und sollten nicht alleine gehalten werden.

Portionsweide

Bei der Portionsweide bekommen die Schafe in kurzen Abständen (z.B. täglich) frische Fläche zur Beweidung. Da den Tieren immer frisches Futter zur Verfügung steht, gibt es kaum Futterverlust durch Geilstellen. Ein entscheidender Faktor ist Einzäunung. Diese müssen Halter*innen täglich anpassen.

Gras

Schafe lieben frisches, kurzes und besonders nährreiches Gras. Im Idealfall sollte das Gras eine ausgewogene Menge eiweißhaltige Leguminosen (Hülsenfrüchtler) und rohfaserreiche Kräuter und Gräser enthalten. Rohfaserreiche Nahrung ist für die Verdauung im ersten Magen, dem Pansen, besonders wichtig.  Besonders im Frühjahr sollten Halter*innen den Schafen portionsweise Heu zufüttern.

Weideunkräuter

Pflegt man die Weide nicht ausreichend, beheimatet sie rasch Wiesenstorchschnabel, Sauerampfer und Brennesseln. Dieses unerwünschte Unkraut können Schafhalter*innen selbstverständlich mechanisch oder chemisch bekämpfen. Empfohlen werden jedoch natürliche Maßnahmen wie früher Weideauftrieb, das Abmähen der Brennnesseln oder das Ausstechen von tiefwurzelnden Pflanzen.

Bäume

Bäume spenden Schatten in den heißen Sommermonaten und schützen die Tiere gleichzeitig vor Regen und Wind. Außerdem knabbern Schafe liebend gerne an tiefhängenden Ästen oder kratzen sich an an dickeren Stämmen. Doch Achtung: Nicht alle Bäume dürfen auf der Weide stehen! Lebensbaum und Elbe gehören beispielsweise zu den giftigen Bäumen, denen die Schafe auf keinen Fall nahekommen dürfen.

Auch Obstbäume können zum Problem werden, wenn die Tiere durch heruntergefallenes, süßes Obst wie Äpfeln Durchfall bekommen. Kirschen und Pflaumen erweisen sich als besonders gefährlich, da sie zu lebensbedrohlichen Aufgasungen führen können. Verschlucken die Tiere ihre Kerne, kann es zu gefährlichen Verstopfungen kommen.

Bäume spenden Schatten und schützen vor Regen und Wind.

Weideunterstände

Befinden sich auf der Weide keine passenden Bäume, können mobile Weideunterstände für Schutz vor der prallen Sonne oder starkem Regen sorgen. Mögliche Weideunterstände können alte Traktor- oder Viehanhänger sein. Die Optik spielt eine untergeordnete Rolle: Hauptsache, der Weideunterstand funktioniert als Wetterschutz. 

Weidepflege

Schafe sind sehr genügsame Esser. Gleichzeitig selektieren sie jedoch stark ihr Futter: Frische Gräser und Kräuter werden zuerst verspeist, weniger wohlschmeckende Blätter werden außen vorgelassen. Nach und nach könnten sich die schmackhaften Gräser so weniger vermehren. Die Wiese sollten Halter*innen daher ein- bis zweimal pro Jahr mähen oder mulchen. Mulchen verteilt den Kot der Tiere besser auf der Wiese. Er bleibt also nicht gesammelt an gewissen Stellen.

Standweiden, welche die Tiere über lange Zeiträume oder evtl. sogar das ganze Jahr hinweg nutzen, müssen die Halter*innen entkalken, um Endoparasitendruck vorzubeugen. Empfehlenswerter sind Wechselweiden: Die Tiere nutzen die Weideflächen nur über einen gewissen Zeitraum. Wird die Wechselweide gemäht oder gemulcht, bekommt sie danach eine “Erholpause”. Züchter*innen sollten daher, sofern möglich, immer Wechselweiden vorziehen.

Frische Gräser und Kräuter werden auf den Weiden als erstes verspeist.

Wasserstellen

Bachläufe an der Weide bieten viele Vorzüge: Die Frischwasserversorgung ist gesichert und in den heißen Sommermonaten ist das Wasser für frischen Aufwuchs nicht weit entfernt. Bäche und Tümpel könnten jedoch auch Bakterien und pathogene Keime beherbergen. Feuchte Weiden oder die Nähe zu Wasserstellen zieht außerdem die Schlammschnecke an. Sie wird häufig zum Zwischenwirt für Würmer, die zur Verwurmung der Schafe führen. Da Schafe ursprünglich Steppentiere waren, sind ihre Klauen auf das Leben in der trockenen Steppe ausgerichtet. Nasse Wiesen oder gar Sümpfe könnten zu Krankheiten wie der Moderhinke führen.

Achtung auch bei größeren, tiefen Wasserstellen: Tollpatschige Schafe können in das Wasser fallen und darin ertrinken. Von Tümpeln, kleinen Seen oder steilen Wassergräben sollte man daher die Finger lassen. Bereits Knöcheltiefes Wasser kann zur großen Gefahr werden! Denn kommt die Wolle eines Tieres in Kontakt mit Wasser, saugt sie sich schnell voll und wird sehr schwer. Die Knie des Tieres geben nach und das Schaf erleidet ein Kreislaufversagen. In kühleren Monaten ist Unterkühlung eine weitere Todesursache.

Zäune

Halter*innen einer Schafherde in Koppelhaltung müssen für eine passende Einzäunung der Fläche sorgen, um Ausbruch vorzubeugen und die Tiere vor Hunden zu schützen. Häufig lassen sich natürliche Hecken oder bereits vorhanden Steinmauern als Begrenzung einsetzen.  Durch die Einzäunung lässt sich eine Weide außerdem für Wechselbeweidung unterteilen. In der Koppelhaltung (im Gegensatz zur Wanderhaltung) gibt es zwei Arten der Bezäunung: Festeinzäunung und mobile Einzäunung. Für die meisten Schafrassen muss die Einzäunung nicht höher als 90 cm sein. Halter*innen von sprunggewaltigeren Schafen sollten die Zaunhöhe in der Höhe anpassen.

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Festeinzäunung

Feste Zäune werden im besten Fall dauerhaft oder für mehrere Jahre eingesetzt. Für Festeinzäunungen eignet sich Knotengitterdraht besonders gut, da sich Flächen komplett einzäunen lassen. Der Draht muss gut gespannt und die Ecken gut verstrebt sein. Ansonsten könnten die Tiere schnell ausbüchsen. Ein strammer Zaun ist viel Arbeit, hält die Tiere jedoch lange davon ab, ihn von unten hochzudrücken. Wenn Schafe an der Zaunaußenseite grasen, überspannen und lockern sie rasch weitmaschige Zäune. Außerdem bleiben die Tiere leicht in ausgeleierten oder weitmaschigen Zäunen hängen. Ist die Weide einmal eingezäunt, können die Tiere die Weide immer wieder nutzen.

Achtung: In gewissen Gebieten ist es nicht erlaubt, seine Weideflächen fest einzuzäunen! Halter*innen sollten unbedingt Rücksprache mit ihrem Gemeindeamt halten.

Knotengitterdraht:

Bei Knotengitterdraht nimmt die Maschenweite von oben nach unten ab. Das Geflecht ist stramm an die Pfähle angenagelt. Knotengitterdraht eignet sich wenigerfür stark parzellierte, steinige oder nährstoffärmere Flächen.

Mobile Einzäunung

Mobile Einzäunung mit Elektronetzen oder Litzen birgt gegenüber der Festeinzäunung einige Vorteile. Die Einzänung ist für Halter*innen deutlich einfacher und bieten sehr sicheren Schutz vor Ausbruch. Auch unebene Flächen wie Hügel können mit den Elektronetzen dank verstärkter “starrer Senkrechten” gut eingezäunt werden.  Durch “starre Senkrechten” bleibt die Einzäunung auch auf unebenen Boden standfest. Es empfehlen sich Elektronetze mit Doppelspitze. Auf einer Festkoppel können auch Elektronetze mit Einzelspitze eingesetzt werden. Sie lassen sich leichter abtrennen, können aber evtl. schwerer im Boden angebracht werden.

Litzensysteme

Unter Litzen versteht man ein cleveres Verfahren, das sich vor allem für die Einzäunung an Waldrändern und großen, unebenen Flächen bewährt. Beim Litzensystem werden drei oder vier Litzen mit Haspeln übereinander gespannt. Plastikpfosten fixieren die Litzen. Schließt man ein Stromgerät mit Batterie an, werden das Litzensystem und Elektronetze ausbruchsicher. Die Stromgeräte geben in gewissen Abständen Stromstöße ab. Diese haben eine hohe Spannung, aber niedrige Stromststärke. Voraussetzung ist eine Autobatterie oder eine Steckdose, die das elektrische Weidezaungerät mit Strom versorgen. Inzwischen sind auch einige solarbetriebene Geräte im Handel erhältlich. 

Ein Nachteil ist, dass man Litzen über die Jahre hinweg austauschen muss. Bei Weideumzügen muss man außerdem vorher immer einen Zaun bauen. Mobile Zaunsysteme punkten jedoch durch den niedrigen Anschaffungspreis, den mobilen Einsatz und die einfache Anwendung. Die Weide kann außerdem durch Umstecken unterteilt werden und die Schafe finden täglich neue Fläche zum Grasen vor. Dies reduziert auch den Endoparasitendruck. Erhältlich sind mobile Einzäunungsysteme im Landhandel oder im Internet. 

Als Faustregel gilt: Bei genügend Futter auf der eigenen Weide, zeigen Schafe wenig Interesse an benachbarten Wiesen. Bei Futterknappheit stellen die Tiere die Einzäunung jedoch gerne mal auf die Probe. Im Vergleich zu Ziegen gelten Schafe als sehr standorttreu.

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