Weideumtrieb

Ein regelmäßiger Wechsel der Weideflächen ist ein zentraler Bestandteil der Schafhaltung. Gründe dafür sind entweder die Vorbeugung des Parasitendrucks oder ganz einfach, weil die Schafe die Wiese vollständig abgegrast haben. Der Weideumtrieb kann sehr unterschiedlich ablaufen.

Parasitendruck
Die Weidehaltung von Schafen birgt ein hohes Risiko für Magen-Darm-Würmer und durch sie ausgelöste Infektionen. Sind Schafe von diesen Parasiten befallen, ist ihr Wohlbefinden beeinträchtigt und ihre Leistung reduziert. Starke Infektionen können bis zum Tod der Schafe führen. Der Parasitendruck muss mittels guter Prophylaxe so tief wie möglich gehalten werden.

Befinden sich die Schafe auf einer größeren Fläche, die mit Elektronetzen in Parzellen unterteilt ist, kann einfach eine neue Fläche umzäunt werden. Die Tiere können so einfach auf die frische Wiese hinüberlaufen. Bei Weiden mit fester Einzäunung, die zudem nicht direkt aneinandergrenzen, muss man die Tiere zur neuen Fläche bringen. Dies geschieht entweder über einen Anhänger oder zu Fuß. Je zahmere und ruhigere Schafe, desto einfacher gestaltet sich der Umzug. Nur satte Schafe dulden Umzüge!

Zwei Schafe schauen aus einem Viehanhänger.
Für weitere Umzüge müssen geeignete Anhänger verwendet werden.

Umzug mit dem Anhänger

Sehr gut bewährt haben sich in der Praxis Leckerchen wie Äpfel, Hafer oder Möhren, die man in einem Eimer am Weideeingang platziert. Beim Umzug mit dem Anhänger baut man E-Netze oder Horden um die Rampe des Anhängers auf. Die Schafe, die mithilfe der Leckereien in diesen Pferch gelockt wurden, verweilen dort ein paar Minuten. Diese Pause hilft, den Tieren Stress zu nehmen. Als nächstes lockt man die Schafe mit den Leckerchen in den Anhänger. Halter*innen sollten versuch, so entspannt wie möglich zu bleiben und die Tiere nicht unnötig stressen. Während eine Person den Eimer hält, sollte eine zweite hinter der Herde hertreiben. Sobald sich alle Schafe im Anhänger befinden, schließt die zweite Person die Tür hinten den Tieren. Herde sollten nicht einzeln transportiert werden. Wird beispielsweise der Weg zur Schlachtung alleine zurückgelegt, reagieren die Tiere gestresst und die Fleischqualität sinkt.

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Im Transportanhänger benötigen Mutterschafe zwischen 0,30 und 0,50 m2. Lämmer werden erst nach einer vollständigen Abheilung der Nabelwunde transportiert und benötigen 0,2 m2 Fläche. Damit die Tiere auf der Fahrt nicht ausrutschen, sollte der Transporter mit Riffelblechböden ausgestattet sein. Die Tiere benötigen während der Fahrt genügend Luftzirkulation. Der Anhänger muss dementsprechend hoch sein. Seitenwände müssen mindestens 1,3 m hoch sein. Eine zweite Tür, durch die Halter*innen wieder aussteigen können, nachdem sie die Tiere in den Anhänger gelockt haben, erweist sich in der Praxis als sehr hilfreich. Achtung: Keine kranken Tiere transportieren. Transporte über 65 km oder Transporte von fremden Tieren bedürfen eines Befähigungsnachweises.

Hafer kann bei einem Weideumtrieb wahre Wunder bewirken.

Umzug zu Fuß

Findet der Weideumtrieb zu fuß statt, kommt wieder der Eimer gefüllt mit Leckereien in Einsatz. Die Tiere werden damit angelockt und eine zweite Person treibt die Tiere von hinten nach. Auch hier sollten Halter*innen stets die Ruhe bewahren und die Tiere keinem unnötigen Stress aussetzen. Da Schafe eher schreckhafte Tiere sind, kann schon ein fremder Hund oder ein Auto die Tiere zur Flucht anregen. Halter*innen sollte daher möglichst bekannte, überschaubare Wege gehen und genügend Äpfel oder Möhren dabei haben. Das Leitschaf der Gruppe, meist ein erfahrenes Mutterschaf, führt die Gruppe an. Ihm gehört sowohl die größte Aufmerksamkeit der Herde als auch die der Halter*innen. Schafe sind durchaus lernfähige Tiere und erkennen anhand des gewohnten Eimers, dem Weg und der involvierten  Personen, was zu tun ist. Am besten gibt man von Anfang an ein zügiges Tempo vor, damit die Tiere nicht in Versuchung geraten, stehen zu bleiben.

Das Leittier kennt bereits den Weg.