Krankheiten

Wer gesunde Schafe halten will, muss auf die richtige Unterbringung, passende Weidebedingungen, artgerechte Ernährung und eine entsprechende Behandlung bei möglichen Krankheiten achten. Grundsätzlich gilt: Hat sich eine Schafherde einmal den Gegebenheiten angepasst, entwickelt sich innerhalb der Gruppe ein bestimmtes Bakterienklima. Innerhalb der Schafherde entwickeln sich außerdem gewisse Keime, an die die Tiere gewöhnt werden und die ihnen nicht mehr schaden können. Auch im Boden sind spezielle Bakterien enthalten, an die sich die Schafe gewöhnen. 

Ein grasender Bock auf der Weide und ein weibliches Schaf im Hintergrund.
Schafe gewöhnen sich an die Bakterien im Boden ihrer Weide.

Wird ein neues Tier in die Schafherde eingebracht, wird dieses Bakterienklima ganz schön auf den Kopf gestellt. Denn das neue Tier bringt einerseits neue Keime in die Gruppe, an die sich die restlichen Schafe gewöhnen müssen. Doch auch das frische Gruppenmitglied muss sich an das vorherrschende Bakterienklima anpassen. Im schlimmsten Fall bringt das neue Tier Krankheiten in die Herde mit. Wer sich diesem Risiko nicht aussetzen will, sollte auf den Zukauf von Tieren verzichten und die Herde mit eigenem Nachwuchs schrittweise vergrößern. Eine Alternative wäre auch eine mindestens zweiwöchige Quarantäne für das zugekaufte Tier. Schafhalter*innen können den Gesundheitszustand des Tieres so gut beobachten und es danach in die Herde integrieren. Sollte sich der Gesundheitszustandes des Tieres noch während der Quarantäne verschlechtern, können Halter*innen gezielt eingreifen.

Kranke Schafe erkennen

Wie können Halter*innen erkennen, ob ein Schaf krank ist? Schafe sind sehr leidensfähig und geben leider erst spät zu erkennen, ob sie krank sind. Halter*innen sollten ihre Herde immer gut beobachten, um bei Veränderungen des Verhaltens oder der Körperhaltung rasch eingreifen zu können.

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Fehlender Appetit

Ein großes Warnzeichen muss immer fehlender Appetit sein. Denn während gesunde Schafe fast den gesamten Tag mit Fressen oder Wiederkauen verbringen, fressen kranke Schafe (fast) gar nichts mehr. Wenn das Schaf nur mehr lustlos am Heu nagt, sollte sofort eingegriffen werden. Denn ohne ausreichend Futteraufnahme sterben die wichtigen Bakterien im Pansen, dem ersten Schafsmagen, ab. Dies wäre ein Todesurteil für das Schaf! Das Essverhalten der Tiere muss also stets im Auge behalten werden. Ein gesunder Appetit bedeutet im Normalfall ein gesundes Schaf.

Durch die dicke Wolle kann es durchaus schwierig sein, den Ernährungszustand eines Schafes zu ertasten. Durch die Wolle sollten die Rippen des Tieres nur leicht erahnt werden können und nicht deutlich zu fühlen sein. Auch der Hüftknochen der Schafe darf nicht einfach zu ertasten sein. Magere Schafe lassen oft auf Würmer, Parasiten oder schlimmere Krankheiten schließen. 

Gesunde Schafe verbringen den Großteil des Tages mit Essen und Widerkauen.

Durchfall

Durchfall ist oft ein klares Zeichen für eine Erkrankung. Ein alternativer Auslöser könnte eine Futterumstellung sein. Wenn das Schaf zusätzlich zum Durchfall auch noch apathisch oder matt ist, sollte es auf Endoparasiten untersucht und gegebenenfalls behandelt werden.

Körperhaltung 

Kranke Schafe lassen sich auch an der Körperhaltung erkennen. Die Tiere wirken apathisch und lassen teilnahmslos den Kopf hängen. Den restlichen Herdentieren folgen sie lustlos und schleppend. Anzeichen für Verstauchungen oder Brüche könnten ein gekrümmter Rücken, Liegen, Hinken oder Lahmen sein. Hinken die Tiere mit den Hinterbeinen breitbeinig vor sich hin, könnte eine Eiterentzündung aufgetreten sein. Schafe, die Schmerzen erleiden, knirschen häufig mit den Zähnen und schlagen mit ihren Beinen gegen den Bauch.

Temperatur

Die Normaltemperatur eines ausgewachsenen Schafes pendelt sich zwischen 38,5 und 39,5°C ein. Bei Lämmern ist  eine Körpertemperatur bis 40°C normal. Fieber kann ein Indiz für Infektionskrankheiten mit stark vermehrten Krankheitskeimen z.B. im Euter, der Gebärmutter oder auch einer Blutvergiftung sein. Untertemperatur kann in Folge von Durchfall oder Blutverlust vorkommen. Halter*innen sollten regelmäßig Blut und Kot ihrer Schafe überprüfen lassen. 

Kopf

Auch die Atmung könnte ein Indiz sein: Im Ruhezustand atmen Schafe 9 bis 18 Mal in der Minute – regelmäßig und geräuschlos. Sind die Augen eines Schafes milchig oder trüb, könnte eine Chlamdydieninfektion vorliegen. Ein teilnahmsloser Blick kann ebenfalls ein Krankheitsindiz sein. Maul und Nase dürfen keine Ausflüsse, Pusteln oder Krusten im Lippenbereich sein, denn bei Nasenausfluss könnte Schafrotz vorliegen. Ein Wassersack im Kehlbereich könnte auf Parasitenbefall bedeuten. Sind die Ohren der Tiere kälter oder wärmer als gewöhnlich, kann ebenfalls eine Erkrankung vorliegen. Ein schief hängendes Ohr könnte auf eine Ohrenentzündung hinweisen. Blasse Schleimhäute deuten auf Blutarmut und Parasitenbefall hin.

Gesunde Schafe haben einen aufmerksamen Blick.

Klauen

Die Klauen der Schafe müssen regelmäßig gepflegt werden und dürfen nicht verwachsen sein. Geschnittene bzw. gleichmäßig abgelaufene Klauen sind wichtig für die Gesundheit des Tieres. Der Zwischenklauenspalt muss auf Schmiere oder Eiter kontrolliert werden. Außerdem dürfen die Klauen nicht modrig riechen. Ein gesundes Schaf belastet alle Füße gleichmäßig und lahmt nicht.

Wichtig: Bei Krankheitsverdacht müssen immer fachkundige Tierärzt*innen zu Rate gezogen werden. Die oben beschriebenen Informationen ersetzen in keinem Fall eine fachliche Diagnose!

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