Schafschur

Alle Schafe bis auf Haarschafe müssen mindestens einmal im Jahr geschoren werden. Die Schafschur ist eine unumgängliche Pflegemaßnahme, die für das Wohlbefinden der Tiere notwendig ist. Damit das Scheren für Schaf und Mensch so angenehm wie möglich abläuft, gibt es einige Punkte zu beachten.

Neben ihrem zarten Fleisch und der schmackhaften Schafmilch versorgen uns Schafe auch mit ihrer wertvollen Wolle. Diese gilt als eine der wichtigsten Naturfasern und eignet sich als Grundstoff für Strickgarn, Webstoffe, Filz und Lode. Leider hat sich die Textilindustrie stark gewandelt und ist heute nicht mehr auf Schafwolle angewiesen. Schafhalter*innen können mit der Wolle kaum mehr Gewinn erzielen oder auch nur die entstandenen Kosten decken. Betriebe, die auch noch heute Schafwolle ankaufen, erwarten sich höchste Qualität. Auch wenn die Wolle nicht mehr sonderlich ertragreich ist, muss man die Tiere jährlich (manche Rassen zwei Mal pro Jahr) scheren. 

Eine Nahaufnahme von weißer, verarbeiteter Schafwolle.
Schafwolle ist ein wertvolles Produkt. Leider kann damit jedoch nur mehr wenig Gewinn erzielt werden.

Halter*innen kleiner Schafherden können die richtige Schur in Kursen oder von befreundeten Züchter*innen erlernen. Größere Betriebe können durchaus auf professionelle Schafscherer*innen zurückgreifen. Professionelle Schafscherer*innen benötigen durchschnittlich nur zwei Minuten für die Schur eines Schafes. Außerdem erweist sich die Schur für die Schafe als sehr angenehm und ohne Schnittwunden.

Schurzeitpunkt

Der Zeitpunkt der Schur ist sehr wichtig für die Qualität der Wolle. Diese sollte bereits “abgewachsen” sein – das Tier hat also bereits vom Winter- zum Sommerfell gewechselt. Häufig findet die Schur nach den Eisheiligen im Mai statt. Die Tage sind schon etwas wärmer, die Schafe vom frischen Gras gut genährt und der Weidegang bei jedem Wetter möglich. Halter*innen müssen jedoch je nach Rasse und Haltungsform den richtigen Schurtermin finden.  Wichtig ist auch das richtige Wetter bei der Schur, da diese bei Regen beispielsweise nicht stattfinden kann. Nasse Schafe eignen sich nicht zur Schur!

Auch das Wetter nach der Schur sollte warm und halbwegs trocken sein. Bei kalten Temperaturen und Regen können die Tiere nach der Schur nicht auf der Weide bleiben, da sie sich erstmal an den Temperaturunterschied nach der Schur gewöhnen müssen. Kälte und Nässe könnten zu schweren Lungenentzündungen führen. Frühjahrs-Lämmer muss man noch nicht zwingend scheren. Eine Schur im Frühling oder Sommer fördert jedoch den Kreislauf der Lämmer und sie können sich besser entwickeln. Auch die Hitze der Sommemonate kann nach einer Schur besser ertragen werden. Außerdem nehmen die Lämmer nach der Schur mehr Raufutter auf. Auch Haarschafe wie das Kamerun, Wiltshire Horn oder die Nolana Rasse müssen nicht geschoren werden. In Ställen können Halter*innen die Schafe wetterunabhängig scheren.

Unterschiedliche Rassen haben unterschiedliche Wollvliese.

Vorbereitung

Zum Zeitpunkt der Schur muss sich das Schaf in einem guten Gesundheitszustand befinden. Gesunde, gut genährte Schafe sind einfacher zu scheren als magere Tiere. Rassen wie die meisten Berg- und Steinschafe müssen zwei Mal pro Jahr geschert werden, da ihre Wolle besonders schnell wächst. Nach der ersten Schur im Frühling sollte man diese Tiere ein zweites Mal im späten August/September oder kurz vor der Aufstallung scheren. Werden die Schafe komplett aufgestallt, kann sich eine Schur knapp vor der Aufstallung sehr positiv auf die Leistungsfähigkeit der Tiere auswirken.

Damit die Schur für Mensch und Tier möglichst angenehm und verletzungsfrei abläuft, sollte diese nicht von unerfahrenen Personen durchgeführt werden. Wer die eigenen Tiere selbst scheren möchte, sollte sich zuvor die entsprechende Sachkenntnis aneignen. Kurse und Lehrgänge werden beispielsweise von diversen Schafzuchtverbänden angeboten. Natürlich lassen sich auch erfahrene Schafhalter*innen von Anfänger*innen über die Schulter schauen. Informieren Sie sich zeitgerecht und bereiten Sie sich sorgsam auf die Schur vor!

Einfacher für Anfänger*innen ist sicherlich, sich Hilfe von professionellen Schafscherer*innen zu holen. Über Schafzuchtverbände, das Internet oder Tipps von anderen Halter*innen lassen sich leicht gute Scherer*innen finden. Diese arbeiten mit hochwertigem Werkzeug und verfügen über viel Erfahrung. So ist die Schur je Schaf in wenigen Minuten und ohne Verletzungen der Tiere erledigt.

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Am Vorabend des Schurtages sollten weniger Futter und Wasser zur Verfügung stehen. Schafe, die sich den Bauch vollgeschlagen haben, erleiden Atemnot beim Schurbanksitzen in eingezwängter Haltung. Vor der Schur sollte man kein Stroh, sondern Sägemehl als Einstreu verwenden. Als besonders schwer zu scheren, gelten grobwollige Landschafe wie Heidschnucken oder Skudden. Schnuckenwolle zählt zudem nicht zu den beliebtesten Wollen. Ist die Schur einmal geschafft, erfreuen sich die Schafe neuer Lebenslust. Die Tiere haben einen größeren Appetit, können besser marschieren und sind durch den Verlust der juckenden alten Haare insgesamt vitaler. Eine regelmäßige Schur ist daher alleine den Tieren zum Wohle unerlässlich!

Frisch geschorene Schafe

Durchführung

Voraussetzung für eine gute und stressfreie Schur ist auch die Wahl einer passenden Ausrüstung und eines geeigneten Ortes. Durchführen sollten Sie die Schur an einem hellen Platz im Freien oder einem gut beleuchteten Raum, eventuell einem Teil des Stalls. Der Boden sollte sauber und keinesfalls rutschig sein. Zudem sollte nicht auf den erforderlichen Stromanschluss für das Schergerät vergessen werden. Bei der Wahl der Schermaschine sollten ebenfalls einige Punkte bedacht werden: Je leistungsfähiger das Gerät, desto schneller und einfacher gestaltet sich die Schur. Wichtig ist zudem die ausreichende Länge das Kabels sowie die Entscheidung für ein geeignetes Schermesser. Dieses darf keinesfalls zu fein sein, sonst bleibt die dichte Wolle leicht hängen. Ratsam ist es sicherlich auch, Ersatzmesser bereitzulegen.

Für die eigentliche Schur gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Ruhige und zahme Schafe lassen sich meist im Stehen scheren. Dazu sollten die Tiere über ein Halsband angebunden und eventuell zusätzlich gehalten werden. Mit der einen Hand wird die Schermaschine möglichst nah über die Haut geführt. Die andere Hand kann die Hautfalten des Tieres glattstreichen. Beginnend beim Rücken werden Bauch und Beine vom Fell befreit. Die Wolle im Nacken- und Halsbereich wird zum Schluss entfernt.

Bei der sogenannten australisch-neuseeländischen Methode werden die Schafe auf die Seite gelegt und mit den Händen fixiert. Hier wird zuerst der Bauch geschoren, dann folgt das eine Hinterbein, der Schwanz, Kuppe, Hals, Vorderbein, Flanke und schließlich der Rücken. Dann wird das Tier auf die andere Seite gelegt und die Schur erfolgt hier in der gleichen Reihenfolge.

Die Schur an sich sollte im Sinne des Tierwohles möglichst stressfrei und ruhig an einem sauberen Ort stattfinden. Die Schur mit einer elektrischen Schermaschine dauert zwischen zwei und fünf Minuten. Die Tiere werden auf eine Schurbank oder einen sauberen Boden gesetzt. Schnittverletzungen bei der Schur müssen mit einem Wundspray behandelt werden. Die Schur sollte nur von erfahrenen Scherer*innen durchgeführt werden!

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