Da Schafe ursprünglich Steppenbewohner waren, nehmen sie rohfaserreiche und schwerverdauliche Pflanzenteile leicht auf und verwerten sie rasch und effizient. Grund dafür ist ihr Verdauungssystem und das “Wiederkauen” des Futters. Der Verdauungsapparat der Tiere besteht aus vier Mägen und ist sehr komplex. Schafe zerkauen ihre Nahrung nur sehr grob, verbringen aber bis zu zehn Stunden pro Tag mit Wiederkauen.
Der Verdauungsapparat
Nachdem das grob zerkaute Futter geschluckt wurde, kommt es in die ersten drei Mägen, den Pansen, den Netz- und den Blättermagen. Mikroorganismen wandeln dort die schwerverdauliche Rohfasern in energetisch günstig verdauliches Eiweiß um. Verdaut wird die Nahrung anschließend im vierten Magen, dem Labmagen. Im Labmagen und anschließend im Dünn- und Dickdarm werden die Nährstoffe aufgespalten und endgültig verdaut. Wichtig ist, den Schafen genügend Futtermittel zur Deckung des Rohfaserbedarfs zur Verfügung zu stellen, damit die notwendigen Mikroorganismen im Pansen ausreichend versorgt werden. Steht nicht genügend Rohfaser als Futter bereit, können die Tiere unter Verdauungsproblemen leiden.
Rohfaser
Rohfasern zählen zu den Ballaststoffen. Auch wenn Rohfasern in der Regel als schwer verdaulich gelten, sind sie für die Ernährung von Schafen äußerst wichtig. Rohfasern versorgen die wichtigen Mikroorganismen im Pansen, dem ersten der vier Schafsmägen.
Was fressen Schafe?
- Grünfutter
- Raufutter
- Silage
- Kraftfutter
- Saftfutter
- Mineralien
Da Schafe zur Kategorie der Wiederkäuer zählen, sollten sie hauptsächlich Gras und Heu fressen. Sie verspeisen besonders gerne frisches, nährstoffreiches Gras. Um sicher zu stellen, dass die Tiere nicht verfetten, darf nicht zu energiereiches Futter zugefüttert werden. Schafe verdauen immerhin praktisch über den ganzen Tag verteilt.
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Grünfutter
Unter Grünfutter versteht man Weidegras mit seinen wertvollen Leguminosen und Kräutern. Sind diese wichtigen Nährstoffe im Gras vorhanden, können Schafe im Sommer ihren gesamten Nährstoffbedarf mit Gras decken und satt werden. Zu beachten ist jedoch, dass sehr junges Gras sehr rohfaserarm ist und gleichzeitig große Mengen an Eiweiß enthält. Es ist daher nicht förderlich für die wichtigen Mikroorganismen im Pansen (erster Magen), die viele Rohfasern für die Umwandlung in Eiweiß benötigen.
Leguminosen
Leguminosen, auch Hülsenfrüchtler genannt, charakterisieren sich durch ihren hohen Eiweißgehalt. Sie versorgen Schafe und andere Nutztiere mit wichtigen Nährstoffen und Proteinen. Beispiele sind Klee und Luzerne.
Besonders nach einem langen Winter essen Schafe frisches Gras besonders gerne. Halter*innen sollten die Tiere langsam an das satte Grün gewöhnen und zusätzlich genügend Heu für den hohen Rohfaserbedarf bereitstellen. Sind die Tiere an das Gras gewöhnt, stellt es die optimale Nahrung für Milchproduktion und das Wachstum der Lämmer dar. Bei der Ernährung von Zwillingen in der Säugezeit reicht dieses Nährstoffangebot jedoch nicht aus. In diesem Fall muss Futter zugefüttert werden.
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Am besten man gewöhnt die Schafe im Frühling langsam und mit kurzen Ausflügen an das frische Gras. Diese Eingewöhnungsphase dauert etwa zwei Wochen, wobei Halter*innen den Aufenthalt auf der Weide kontinuierlich verlängern. Wenn die Tiere im Hochsommer auf der fetten Weide grasen, können auch kleine Mengen an Heu als Unterstützung für die Mikroorganismen im Pansen zugefüttert werden. Zusammengefasst kann man sagen, dass Grünfutter einen sehr zentralen Punkt in der Ernährung von Schafen darstellt. Beachten werden muss nur, den Tieren und den Mikroorganismen im Schafsmagen genug Zeit zur Futterumstellung im Frühling zu geben.
Raufutter
Neben Grünfutter ist auch Raufutter ein wichtiger Bestandteil in der Ernährung von Schafen. Unter Raufutter versteht man all jenes Futter, welches einen hohen Rohfaseranteil hat – vor allem Heu und Stroh. Während Heu immer wieder zugefüttert werden kann, wird Stroh hauptsächlich als Einstreu verwendet, da es nicht sehr nährstoffreich ist. Qualitativ hochwertiges Heu (getrocknetes Wiesengras) ist wichtig für das Wohlbefinden der Tiere und ihre Verdauung. Gutes Heu (kurz vor der Blüte geschnitten) enthält die meisten Nährwerte. Außerdem spielt die Art der Wiese und ihr Anteil an Wildkräutern eine zentrale Rolle für die Heuqualität. Als Faustregel gilt: Je älter die Pflanzen, desto weniger Eiweiß und mehr Rohfasern enthalten sie. Schafe müssten also weit mehr älteres Heu essen, um ihren Eiweißbedarf zu decken, als bei frischem Heu notwendig wäre.
Silage
Unter Silage versteht man eine Mischung aus Grün- und Raufutter. Bei der Silierung trocknet man frisches Grünfutter nicht vollständig, sondern macht es durch Milchsäuregärung und luftdichte Verpackung haltbar. Silage bedient sich somit des hohen Nährwerts von Grünfutter. Es kann vor allem während der Trag- und Säugezeit als wichtige Energiequelle dienen. An Silage sollten sich jedoch nur fortgeschrittene Halter*innen mit reiflich Erfahrung wagen, da unsachgemäße Silierung oder Lagerung die perfekte Brutstätte für Listerien bieten. Listerien sind Bakterien, auf die Schafe besonders empfindlich reagieren und sogar daran sterben können.
Silage und Biodiversitätsverlust
Silagebewirtschaftung hat negative Auswirkungen auf die Umwelt, da bei der Silage-Herstellung Wiesen immer früher gemäht werden und artenreiche Blumenwiesen immer häufiger verschwinden. Da die Futterpflanzen noch im feuchten Zustand eingelagert werden, fallen die Samen statt auf die Wiese in den Siloballen. Eine natürliche Nachsaat kann so leider nicht stattfinden.
Kraftfutter
Kraftfutter* wird nicht ständig, sondern in bestimmten Lebenssituationen der Schafe zugefüttert. Es kann beispielsweise im letzten Drittel der Trächtigkeit oder während der Säugezeit den erhöhten Eiweißbedarf der Schafe abdecken. Auch nach Krankheiten oder in der Zeit bis zum Weideaustrieb kann Kraftfutter zugefüttert werden. Schafe, die sich nicht in den oben beschriebenen Lebensabschnitten befinden, können ihren Nährstoffbedarf über die Aufnahme von Grün- und Raufutter im Normalfall selbstständig decken.
Im Handel sind zahlreiche Formen von speziellem Kraftfutter in unterschiedlichen Preiskategorien erhältlich: von Milchfutter über Futter für Lämmer etc. Eine Alternative zu diesen im Handel erhältlichen Kraftfuttersorten, ist das Zufüttern von eiweißreichem Getreide in Kombination mit Melasseschnitzeln. Eiweißreiche Getreidemischungen sind beispielsweise gequetschter/gebrochener Hafer und Weizen in gleichen Mengen und evtl. in Kombination mit etwas Mais. Gemischt mit Melasseschnitzel und etwas Sojaschrot kann ein erhöhter Nährstoffbedarf durchaus gut gedeckt werden.
Selbstverständlich muss man den Kraftfutterbedarf an die Bedürfnisse des betroffenen Schafes anpassen. Als Faustregel gilt: Ein Muttertier mit einem Gewicht von ca. 80 kg darf täglich nicht mehr als 500 g Kraftfutter aufnehmen. Füttert man eiweißreiches Futter wie Luzernepellets oder Erbsen, muss man die Menge zudem weiter reduzieren. Bei der Fütterung von Kraftfutter ist stets Vorsicht geboten und die richtige Dosierung und Eingewöhnung wichtig, um den Tieren auf keinen Fall zu schaden.
Saftfutter
Unter Saftfutter versteht man verschiedene Obst- und Gemüsearten. Schafe essen unter anderem gerne Möhren & Karotten, Rote Bete, Zuckerrüben, geschnittene Salatgurken, Äpfel oder auch Birnen. Auch hier gilt: Die Tiere zuerst langsam eingewöhnen und nur kleine Mengen verfüttern.
Mineralien
Der Mineralleckstein spielt eine zentrale Rolle in der Ernährung der Tiere, da viele Mineralien in freier Natur nicht in ausreichender Form aufgenommen werden können.
Besonders wichtige Mineralien für Schafe sind:
- Salz
- Kalzium
- Phosphor
Diese Mineralien und noch viele mehr können am besten über einen Mineralleckstein abgedeckt werden. Achtung bei Kupfer: Dieses darf nur in geringen Mengen enthalten sein. Im Handel sind Minerallecksteine mit unterschiedlichen Mischungen erhältlich. Minerallecksteine sollten für alle Schafe zu jeder Zeit zugänglich sein und dürfen nicht durch Urin, Kot oder Regenwasser verunreinigt werden.
Einzig Selen können die Schafe nicht in ausreichender Menge über die Nahrung aufnehmen. Tierärzt*innen sollten den Lämmern je nach Bedarf eine Selen-Vitamin-B-Mischung spritzen. Während der Tragezeit kann eine erhöhte Zugabe von Mineralien (nach Absprache mit den Tierärzt*innen) durchaus sinnvoll sein.
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